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Neuer Motor für Fafnir

Der über 30 Jahre alte Volvo MD7A hatte uns gut von England in die Ostsee gebracht. Dennoch wirkte der gesamte Zustand nicht besonders vertrauenerweckend. Als ich zum Einwintern das Thermostat ausbaute, konnte man sehr gut sehen, daß 30 Jahre Nordsee-Wasser nicht spurlos vorübergehen

So beschloß ich, den Motor auszubauen, um ihn gründlich unter die Lupe zu nehmen. Ich hoffte, den Motor noch ein paar Jahre erhalten zu können. Gesagt getan; im Frühjahr 2011 kam er samt Saildrive dann raus und mit nach Hause. Hier zeigten sich dann viele kleine Probleme, die alle reparabel waren, wenn da nicht die Volvo Ersatzteilpreise und die schlechte Ersatzteilsituation wären. Insbesondere seewasserführende Teile waren rott. Der wassergekühlte Abgaskrümmer wird bei Volvo zu einem Preis gehandelt, zu dem man einen ganzen Außenborder bekommen kann. Ein gebrauchtes Teil erstand ich dann in Schweden, welches aber auch nicht so dolle war. Die schlechte Kompression zusammen mit den teueren Übermaßkolben tat dann ihr Übriges, den alten Motor abzuschreiben. Schade, eigentlich mag ich solche alten Maschinen...

MD7A aus Fafnir

Jetzt fingen die Probleme erst richtig an. Die Saison nahte und kein Motor in Sicht. Ich spielte mit dem Gedanken, wieder einen Volvo einzubauen, ggf. den gleichen, verwarf den Gedanken aber wieder; eigentlich hatte ich von dieser Marke die Nase voll. Der Saildrive sollte erhalten werden, um das Fundament beibehalten zu können. Dies schränkte die Auswahl deutlich ein. Erste Adresse war Vetus, da die im Katalog einen Saildrive Adapter anboten. Ja der Katalog ist geduldig und ein Anruf ergab, daß der Adapter nicht verfügbar ist. Mit dem alten gab es Probleme und es würde ein neuer entwickelt.

Nächste Adresse war Sole. Es sollte dann ein Sole Mini-17 werden. Auch hier gab es einen Motor mit passendem Adapter und sogar lieferbar. Allerdings schockte mich der Händler mit der Aussage, daß der Sole mit dem Saildrive deutlich länger bauen würde, als der Volvo. Wenn das Boot knappe 1000 km entfernt steht, kann man schlecht nachmessen. Zwischendurch spielte ich mit dem Gedanken, doch einen Volvo mit neuem Saildrive zu nehmen. Der würde passen. Auf der Sole Homepage fand ich bemaßte Skizzen aller Varianten und der Händler lag zum Glück falsch. Der Motor würde passen. Wenn man hier in Deutschland schon immer predigt, beim Fachhandel zu kaufen, dann fände ich es schön, wenn die Händler wenigstens ihre Produkte kennen würden. Dennoch habe ich den Motor bei diesem Händler bestellt.

Der nächste Klopfer kam dann per E-Mail. Aus den zugesagten wenigen Tagen Lieferzeit wurden vier Wochen. Das warf meine ganze Planung über den Haufen und war nicht akzeptabel. Ich hätte mir wenigstens einen Anruf gewünscht.

Also wieder mit dem Händler gesprochen. Wieder Alternative durchgespielt. Der Händler kam dann in die Gänge und machte aus vier Wochen zwei.

So begann ich mit den Vorbereitungen. Werkzeug zusammenstellen, Fundamentadaption vorbereiten und auch noch Krams für andere Arbeiten einpacken. Ich machte mich auf die Reise und holte den Motor freitags mittags ab. Dann gings damit in die Halle. Am nächsten Tag kamen Freunde für den Einbau. Vor dem Einbau Anprobe mit Saildrive.
Anprobe

Danach wieder vom Saildrive trennen. Saildrive einbauen und dann der Motor. Das Einführen in die Saildrive Kupplung war ziemliches Gefummel, aber es ging. Als er dann drin war, merkte ich, daß der vorbereitete Fundamentadapter nicht paßte. Da muß das CAD schuld sein. Aber wenn man Freunde mit guter Werkstatt und Rohmaterial hat, kann man auch noch Samstag abend und Sonntag morgens was bewegen. Also ging es nach Bad Oldesloe mit der alten Fundamentlagerung. Nach mehreren Stunden flexen und schweißen sah die Sache schon besser aus. Und das, wo ich eigentlich nicht schweißen kann. Die Bohrungen macht ich dann am Sonntag Morgen.
Motor ist drin
Motor ist drin

So ging es dann weiter mit der Peripherie. Neue Kühlwasserschläucher und ein neues Vakuumventil wurden eingebaut. Auspuffschlauch brauchte es auch einen neuen. Die Schalttafel kam hinein und paßte sogar. Dann noch etwas Elektrik. Als nächtes die Kraftstoffschläuche. Der Rücklauf paßte, der Vorlauf nicht. Der Versuch, die Teile auf Fehmarn zu bekommen, scheiterte an dem Vorfilter, der ein zölliges Gewinde hatte. Bis zum Tank alles ausbauen, neuer Vorfilter ...
Nein, alles zu aufwendig. Stattdessen fuhr ich zu Hansaflex in Lübeck, um zwei Schlauchübergänge mit zölligem Gewinde zu kaufen. Danach paßte alles und der erste Start konnte kommen. Schnell noch prüfen: Ist Kühlwasser drin? Ist Motoröl drin? Alles klar und Zündung (besser gesagt Glühung). Es ratterte furchtbar als würde der Magnetschalter dauern einrücken. Schnell wieder aus und mal komplett den Schlüssel umdrehen. Er sprang kurz an und ging wieder aus. Das Rattern kam von der elektrischen Dieselförderpumpe, die noch kein Diesel hatte. Also ne gute Minute rattern lassen und es wurde schlagartig leiser. Wieder starten und er lief. Schön....

Bei genauer Hinsicht zeichnete sich ein neues Problem ab. Der Gaszug der Einhebelschaltung lief falsch herum und ließ sich auch nicht umkehren. Eine Edelstahplatte, Flex, Bohrmaschine und ein gutes Schraubensortiment ermöglichten dann eine Umlenkung. Nicht schön, aber funktioniert

Gasumlenkung

Neben den Motorarbeiten gab es noch anderes zu tun:

  • Wasserdichte Decksstecker am Mast
  • Wasserdichter Stecker im Ankerkasten
  • Pinne mehrmals lackieren
  • Neue Fallumlenker einbauen
  • Neues Windex an den Mast
  • Umbau der Dirk
  • Neuer Baumniederholer

Am Donnerstag der darauffolgenden Woche kamen dann Frau und Kinder und mittags wurde Fafnir eingekrant. Mast stellen ging locker. Motor sprang auch an und alles war dicht. Es kam nur kein Kühlwasser aus dem Auspuff. Ja wenn man vergißt, den Hahn zu öffnen... Danach kam es dann und die erste Fahrt zum Steg verlief reibungslos. Dann noch Wanten einstellen, Leinen eintüddeln usw.

Am Kran

Am nächsten Tag wurde der Motor richtig warmgefahren. Wir sind dann noch bei sonnigem Wetter und fast keinem Wind im Fehmarnsund umhergeschippert. Wieder ein Tag später immer noch Sonne, aber mit Wind. Der Motor läuft gut. Anfängliche Befürchtungen, daß der Propeller wegen des höheren Drehzahlniveaus des neuen Motors zu groß sein könnte haben sich erstmal nicht bestätigt.

Erstes Motorproblem

Die ersten 3,5h verrichtete der Motor seinen Dienst klaglos. Dann bei der Ansteuerung von Femö mit ordentlich Wind bolzengerade von vorne piepte der Alarm. Die Temperatur ging hoch und ein kurzer Blick zeigt, daß Kühlwasser vom inneren Kreis in die Bilge austrat. Was tun? Mit dem letzten Schwung gingen wir an eine Tonne (ich weiß, man soll das nicht). Beim Abstellen lief er noch und hatte 115°C. Mit etwas Ruhe fand sich schnell die Ursache. Ein Schlauch war von einem Metallrohr abgerutscht. Also Schlauch wieder drauf und Wasser und Frostschutz gaaanz laaangsam einfüllen, damit der heiße Motor keinen Schock bekommt. Das Metallrohr hat keine Verdickung am Ende und so konnte der Schlauch bei lose gerüttelter Schlauchschelle ohne Formschluß abrutschen. Wahrscheinlich um ein paar Cent zu sparen...
Den Rest vom Urlaub verrichtete er dann klaglos seinen Dienst.

Übeltäter